LVZ Ausgabe Delitzsch-Eilenburg, 16.09.2012, S. 17
Friedliches Feiern auf dem Festplatz
Konzert „No Dancing with Nazis“ glückt, bleibt dennoch nicht ganz frei von Kritik
Delitzsch. Es hat geklappt, das Konzept ist aufgegangen, Ausschreitungen blieben aus: Friedlich sind am Sonnabend die von der Initiative „No Dancing with Nazis“ organisierte Streetparade durch Delitzsch und der Konzertmarathon auf dem Festplatz über die Bühne gegangen. Die Aktion soll erst der Anfang einer neuen Bewegung gegen Rechts in Delitzsch sein.
Von Christine Jacob
Ihr einziges Anliegen sei das friedliche Feiern, das hatten die Initiativen-Köpfe am Dienstag zum Info-Abend im Yoz noch einmal klar gemacht. Als Reaktion auf den Neonazi-Angriff auf Besucher eines Ska-Konzerts dort hatte es nur eine Woche nach der Attacke am 25. März schon einmal eine Demo gegen Rechts in Delitzsch gegeben. Immer wieder gelangten damals Rechte nah an die Strecke, die Stimmung war deutlich aufgeheizt. Anders nun die Situation am vergangenen Samstag: Rund 170 Demonstranten versammeln sich kurz nach zwölf am Unteren Bahnhof, kurze Lagebesprechung mit der in Größenordnung angerückten Polizei und dem Ordnungsamt. Aus taktischen Gründen werden genaue Mannschaftsstärken nicht genannt. Gegen 12.40 Uhr setzt sich der Tross – darunter auch wie vorab bereits versprochen Stadträte und Mitglieder von SPD, Der Linken und den Grünen – durch Bismarck- und August-Bebel-Straße, weiter über Am Wallgraben und Hallesche Straße in Bewegung zum Festplatz am Tiergarten. Am Wallgraben tauchen einige hundert Meter entfernt ein paar Neonazis auf, es bleibt aber ruhig. Das Konzert auf dem Delitzscher Festplatz startet wie geplant um 14.30 Uhr – von 250 Konzertgästen sprechen die Veranstalter. Auch das Ende um 22 Uhr, der Abbau der Bühne beginnt noch während des Konzerts, läuft wie geplant und ohne Störung. „Keine besonderen Vorkommnisse, alles ruhig“, bilanziert gestern die Polizeidirektion Westsachsen.
Allerdings gibt es auch Kritik am Konzept: „Das Konzert ist einer Initiative außerhalb von Delitzsch, mit der Teilnahme einiger Delitzscher Akteure, zu verdanken, sollte aber alle Delitzscher betreffen“, heißt es von Der Linken, „junge Delitzscher Bands, die sich eher links begreifen, möchten nicht von außen bestimmt werden und hatten Probleme mit dem Motto und dem Aufruf.“ Tatsächlich sind nur zwei der insgesamt sieben Bands aus Delitzsch. Der Großteil der Konzertbesucher kommt ebenfalls von außerhalb, setzt sich aber auch aus ehemaligen Delitzschern zusammen.
Das alles aber könnte sich bald schon ändern, geht es nach den Veranstaltern und Organisatoren der Initiative „No Dancing with Nazis“. Konzert und Streetparade werden auch als Auftakt verstanden, um in Delitzsch ein deutliches Zeichen gegen Rechts zu setzen. Angedacht wird, solch ein Konzert künftig vielleicht auch einmal jährlich auf die Beine zu stellen. Zudem ist unter dem Titel „Kultur und Zukunft“ gerade ein neuer Verein von engagierten Delitzschern in der Gründungsphase, der Kindern und Jugendlichen eine Alternative zu rechten Strukturen bieten und sie von der Straße holen möchte.
iWeitere Fotos von der Demo gegen Nazis in Delitzsch gibt es unter: www.lvz-online.de/delitzsch
Artikel online: http://www.lvz-online.de/region/delitzsch/friedliches-feiern-glueckt/r-delitzsch-a-155287.html
Fotos: http://www.lvz-online.de/no-dancing-with-nazis-in-delitzsch/r-detailansicht-galerie-19322-833711.html