Am gestrigen Sonnabend haben wir uns zum vierten Mal zum Bahnhof aufgemacht, um unseren Protest gegen neonazistische Aktivitäten in Delitzsch hörbar auf die Straße zu tragen. Nach den Überfällen am YOZ im März 2012 und der innerhalb einer Woche gestemmten Protestdemonstration hat auch das dritte „No Dancing with Nazis“ mit einer Streetparade quer durch die Stadt begonnen. 150 Menschen haben sich bei Musik und klaren Statements gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit beteiligt. Aber anders als in den Vorjahren konnten wir zum ersten Mal bis vor das Jugendzentrum YOZ ziehen. Wir rechnen uns das nach zwei Jahren Arbeit mit viel Engagement und einigen Rückschlägen hoch an.
Die unnötige Verzögerung des Starts der Demonstration durch die Polizei wegen eines(!) Aufklebers und der folgenden langwierigen Personalienfeststellung und Durchsuchung kritisieren wir als unverhältnismäßig, aber insgesamt können wir die kooperative Haltung der Polizei loben. Die kurzen Störungen durch gaffende Nazis müssen kaum erwähnt werden – anders als der Buttersäureangriff auf den Veranstaltungsraum eine Nacht vor den Konzerten. Das macht deutlich, dass wir auch mit dem zweiten Teil des NDWN, Konzerte und Workshops als Angebote der Jugendkultur und Jugendbildung, als Beeinträchtigung der rechten Bewegung verstanden werden.
Mehr als 300 junge und auch ältere Menschen nahmen an den Konzerten teil. Weil das YOZ nur 200 Personen fasst, war somit auch davor immer gute Stimmung. Die Headliner „Berliner Weisse“, eine Skinhead-Band, die sich in ihren Texten offensiv gegen Nazis stellt, und die legendären „Skarface“ aus Frankreich brachten den Saal zum Kochen. Aber auch „MoskitozZ“ (HipHop), „Mjuix“ (Indie Pop) „One Minute Shit“ (HardCore), „Acid Inside“ (Ska-Punk-Rock) sowie „The Hash Hating Macerator“ (MetalCore) trafen auf ein begeistertes Publikum. Unsere vier Workshops zu den Themenbereichen Toleranz, Rassismus und rechter Gewalt hatten großes Interesse. Mit ca. 70 Teilnehmenden waren sie mehr als gut besucht.
Besonders haben wir uns gefreut, den Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde und den DRK-Vorsitzenden Christian Wolff beim NDWN 2014 zu begrüßen. Wir nehmen wahr, dass die Stadtverwaltung, aber auch die Polizei und das DRK als Träger des YOZ unsere kritische Haltung ernst nehmen und wünschen uns in der eingeschlagenen Richtung weitere gute Kooperation. Schließlich wollen wir auch im nächsten Jahr wieder laut und deutlich einladen zum vierten „No Dancing with Nazis“!