LVZ vom 27. Juli 2012, Ausgabe Delitzsch-Eilenburg, S. 15:
Streetparade statt Roßplatz-Beschallung
Vor dem Anti-Nazi-Konzert am 15. September soll Demo durch Delitzsch führen
Delitzsch. Wieder Demo in Delitzsch: Mit einer sogenannten Streetparade wollen die Veranstalter des bereits für den 15. September angemeldeten Anti-Nazi-Konzerts ein deutlich hör- und sichtbares Zeichen gegen Rechts setzen, einmal quer durch die Stadt ziehen. Denn statt wie geplant, findet das Konzert nicht auf dem Roß-, sondern auf dem Festplatz am Tiergarten statt. Ein Zeichen wollen die Veranstalter aber in der ganzen Stadt setzen.
Von Christine JacobUnter dem Motto „No Dancing with Nazis“, frei übersetzt: mit Nazis wird nicht getanzt, hat die gleichnamige Initiative bereits im Juni ein Konzert mit Ska, Hip Hop, Hardcore und Punkrock angemeldet – gegen Nazis, für eine alternative Jugendkultur in Nordsachsen und in Reaktion auf die Ereignisse Mitte März, als es einen gewalttätigen Übergriff auf Besucher eines Ska-Konzertes im Jugendhaus Yoz gegeben hatte.
Das Konzert aber findet nicht, wie ursprünglich geplant, auf dem Roßplatz statt, sondern auf dem Festplatz am Tiergarten. Darauf hatten sich Stadt und Veranstalter in der vergangenen Woche geeinigt (wir berichteten). Das Verschieben des Konzertortes wurde durch verschiedene Auflagen notwendig, darunter die Beschränkung der Lautstärke auf 75 Dezibel, die auf dem Roßplatz einzuhalten wäre. Der Alternativvorschlag, das Konzert am Yoz durchzuführen, sei wiederum vom Betreiber, dem DRK, abgelehnt worden. Die Initiative gibt sich in ihrer Mitteilung an die Presse nun zufrieden: Der Festplatz sei ein Kompromiss mit „unstrittigen Vorteilen“, Infrastruktur und Lage seien für ein Konzert deutlich besser geeignet. Zudem solle mit dem Ausweichen Richtung Tiergarten auch ein Entgegenkommen gegenüber dem ebenfalls am 15. September stattfindenden Kreiskirchentag signalisiert werden: „Der Kreiskirchentag stellt für uns in der Sache keine Konkurrenz dar, was andersherum vielleicht anders gesehen wurde“, so Jens Frohburg, Sprecher der Initiative. Um „letzte Unklarheiten auszuräumen“ und die Positionen zum Thema auszutauschen, wolle man sich in Kürze noch mit einem Vertreter des Kirchentages besprechen.
Beim Konzert am Rande der Stadt soll es nun nicht bleiben, damit drohte nach Aussage Frohburgs eines der zentralen Ziele der Veranstaltung verlorenzugehen: „Wir wollen mit dem Konzert ein deutlich hör- und sichtbares Zeichen setzen, und zwar auch für die Leute, die nicht zum Konzert kommen.“ Darum habe sich die Initiative dazu entschlossen, zusätzlich zum Konzert eine Streetparade anzumelden, die vom Unteren Bahnhof raus zum Festplatz führen soll. Vor Beginn des Konzerts soll sie von 12.30 Uhr bis 14 Uhr durch die Stadt ziehen und mit einem Lautsprecherwagen, Musik und Redebeiträgen das Anliegen der Veranstaltung „lautstark kommunizieren“. Darum verschiebe sich der Beginn des Konzerts auf 15 Uhr, ursprünglich war der Beginn schon gegen Mittag geplant.
Zusagen hat die Initiative bereits von diversen Bands – darunter auch von der Ska-Band Tornados, die im März im Yoz gespielt hatte. Workshops und Info-Stände verschiedener antirassistischer Initiativen sollen das Konzert umrahmen. Da die Veranstaltung möglichst zugangsoffen und kostenfrei sein soll, sucht die Initiative zur Finanzierung des Konzertes derzeit Unterstützer. Unter anderem hat die Initiative beim Aktionsfond des Lokalen Aktionsplans Nordsachsen eine Teilfinanzierung beantragt.