LVZ: Klima der Angst soll nicht mehr geduldet werden

LVZ Delitzsch und Umgebung, 27./28. Oktober 2012, Seite 19:

No Dancing with Nazis

Klima der Angst soll nicht mehr geduldet werden

LVZ Delitzsch und Umgebung, 27./28. Oktober 2012, Seite 19Delitzsch. Das Fazit für Streetparade und Konzertmarathon „No Dancing with Nazis“ am 15. September fällt positiv aus (wir berichteten), der Tag lief sicher und reibungslos ab. Doch das Davor und vor allem das Danach bleiben Diskussionsstoff. Zur Auswertungsrunde der Anti-Nazi-Aktion hatten die Veranstalter am Donnerstagabend ins Jugendhaus Yoz geladen. Alle Parteien – bis auf eine natürlich – habe man zu diesem Termin eingeladen, betonte Initiativenmitstreiter Toni Müller. Gefolgt waren Linke-Ortsverbandsvorsitzender Frank Uwe Wolf, Ingo Klaus vom SPD-Stadtverband und der Fraktionsvorsitzende von SPD und Bündnisgrünen im Kreistag, Heiko Wittig. Zudem schickte die Stadtverwaltung mit Ramona Jablonski vom Ordnungsamt eine Vertreterin. Es sei im Kreistag unter anderem als „Provokation“ angekommen, dass die Veranstaltung ausgerechnet mit dem Kreiskirchentag in Delitzsch zusammenfiel und mehrere Veranstaltungen auf das Wochenende gebucht waren, betonte Wittig. Der 15. September sei aber der einzig mögliche Termin für die Band Tornados gewesen, ihr Auftritt wichtig fürs gesamte Konzert, erklärten wiederum die Veranstalter. Der Überfall nach einem ihrer Konzerte im März sei schließlich das entscheidende Wachrütteln und Ausgangspunkt gewesen. Als Provokation sei der Termin 15.September nicht gedacht gewesen. Vor allem aus Angst seien viele Delitzscher wohl nicht zum Konzert gekommen. In der Loberstadt herrsche schließlich mittlerweile ein Klima der Angst, der Rechtsextremismus sei allgegenwärtig, bestimmte Personengruppen könnten sich kaum mehr auf die Straße trauen – Belege liefert unter anderem die Chronik Nordsachsen im Internet. Jahrelang seien die Zustände akzeptiert worden. Nun sei aber der Punkt erreicht, an dem sich etwas bewegen muss. Jugendlichen biete sich in Delitzsch kaum eine Möglichkeit zum Treffen, erklärte Toni Müller stellvertretend, er selbst dürfe im Yoz keine Konzerte mehr veranstalten, zudem schließe das Jugendhaus um 20 Uhr seine Pforten, danach stünden Jugendliche de facto auf der Straße.
Mit „Kultur und Zukunft“ ist gerade ein Verein in Gründung, der sich dem Thema annehmen und Kindern und Jugendlichen eine Alternative zu neonazistischen Strukturen bieten will. Eine bessere Jugendarbeit sei das Ziel für Delitzsch. Verein und Initiative wollen sich verstärkt einbringen, unter anderem bei der Aktion Stolpersteine am 9. November vertreten sein. Die Stadt, so hieß es am Rande, wolle Unterstützer dieser Ziele sein.
@www.chronikle.org/nordsachsen

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